Stiege
Stiege lag im frühen Mittelalter direkt an der Kreuzung von Heerstraßen und diente wahrscheinlich als Rastplatz. Weil sich Wege und Stege von Könige und Kaiser hier kreuzten, erhielt der Ort den Namen Stiege. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Spuren des heutigen Schlosses. Eine Urkunde vom 03. Mai 1442 besagt, dass „to deme Stige“ und Hasselfelde ungeteilter Besitz der Grafen von Regenstein-Blankenburg sind und durch ihren Landesherren bekamen die Stieger ein Marktrecht und wurden zum „Flecken“ erhoben. Am 03. Mai 1992 wurde der 550. Jahrestag der urkundlichen Erwähnung des Ortes Stiege gefeiert.
Die Wahrzeichen des malerischen Ortes sind das ehemalige Jagdschloss der Grafen von Regenstein-Blankenburg und die kreuzförmige Holzkirche.
Der Luftkurort ist umgeben von zwei wunderschönen Naturseen inmitten von Fichten-, Buchen- und Eichenwäldern und bietet aktiven Urlaub an der frischen Luft. Hier beginnt der Start des 67 km „Selketalstieg“. Eine besondere Attraktion ist die kleinste Wendeschleife in Europa. Zu sehen auf dem Stieger Bahnhof und ist das Verbindungsstück zwischen der Selketalbahn und der Harzquerbahn bis zum Bahnhof Eisfelder Talmühle.
Warum die Stieger „Zwanziger“ heißen, oder „Fastnacht in Stiege“
Wenn ein junger Stieger seinen Persilkarton packt und mit allerlei guten Ermahnungen von Vater, Mutter, Bruder und Schwester versehen, sein Heimatdorf verlässt, um Soldat zu werden, dann ist sein letztes Wort, dass er aus dem Abteilungsfenster der Eisenbahn ruft bestimmt: „To Fasnach komme eck weder!“ (Zu Fastnachten komme ich wieder!). Diese Aussicht ist für seine Angehörigen das Trostwort in der Abschiedsstunde und für ihn die Brücke, auf der er den Weg in die Arme seines künftigen Unteroffiziers leichter zurücklegt. Es ist bemerkenswert, dass er nicht Weihnachten oder Neujahr sagt, sondern Fastnacht.
Man kann daraus schließen, dass die Fastnachtfeier etwas ganz besonderes für die Stieger ist.
Es mag auch dem Vorgesetzten unverständlich erscheinen, warum die Stieger Soldaten ausgerechnet 8 Tage vor der eigentlichen Fastnachtzeit unbedingt Heimaturlaub haben wollen.
Stiege ist überhaupt der einzige Ort im ganzen Harzgebiet, wo seit mehr als 360 Jahren Fastnacht gefeiert wird. Hierzu die Legende. Im 17.Jahrhundert kamen 20 Familien ca. 200 Rheinländer aus Binsberg bei Köln ins schroffe und raue Harzer Land. Die Stieger Bevölkerung war durch Pest stark dezimiert und die Bevölkerung drohte auszusterben. Den Rheinländern ging es wirtschaftlich in ihrer Heimat nicht besonders gut und mit dem Versprechen des Landesherren, Steuerfreiheit und andere Abgaben zu erlassen, wanderten die Rheinländer aus. Die fröhlichen Rheinländer brachten nicht nur ihre Schaffenskraft mit, sondern auch ihre Bräuche und wollten auf ihre alten Traditionen auch nicht in den Harzbergen verzichten. Es wird berichtet, dass die „Stieger Rheinländer“ zunächst vorzeitig Fastnacht in Stiege feierten, um dann pünktlich mit den Ihren im Rheinland Fastnacht zu erleben.
Die Stieger werden noch heute die „Zwanziger“ genannt, weil 20 Familien aus dem Rheinland sich hier ansiedelten.
Das Wissen um die Stieger Fastnacht vererbte sich von Generation zu Generation und heute noch gilt der Spruch, wenn ein Stieger sein Ort verlässt: „Was Ostern, was Pfingsten, Fastnachten geht veer, da gehen wir in die Schänke und trinken unser Beer“.
„Der Laden in der Scheune“
In Stiege ist die Waldluft nicht nur für den Kreislauf anregend, sondern man bekommt so richtig Appetit auf eine zünftige „Harzer Brotzeit“.
Der neu gegründete Verein Schloss- und Heimatstube Stiege e.V. hat seinen Sitz in der Scheune und zeichnet sich verantwortlich für die Pflege von Traditionen und Brauchtum im Harz. In der Schäferstube wird ein bodenständiges kulinarisches Mahl angeboten und in einem originalen Lehmbackofen werden Backwaren hergestellt und zu einem frischen Brot gehört der:
Harzkäse
Der erste „Käsebäcker“, der Harzkäse herstellte, war ein Schweizer. Um 1786 wurde er vom Fürsten von Bernburg in den Harz geholt, um einen Viehhof im Selketal zu bewirtschaften. Dieser Schweizer begann auf dem Viehhofe nicht nur Butter herzustellen, sondern auch Magermilch zu verarbeiten.
Dem Schweizer gelang es, einen besonderen Käse herzustellen und nannte sein Produkt „Harzkäse“. Um 1840 begannen auch die Stieger Bauern „Harzkäse“ herzustellen und es kamen die Familienrezepte hinzu. Das Ausgangsprodukt war und ist immer noch Quark. In den 30ziger Jahren wurde dieser „Käsequark“ sogar per Bahn aus der Altmark nach Stiege geliefert. Die Nachfrage nach „Harzer Käse“ war groß und bis 1935 gab es noch 13 verschiedene Käsereien. Heute erinnert nur noch ein Straßennamen an die wohl bekannteste Stieger Familie Rusack, den Geburtsort des „Harzer Käse“. Familie Rusack produzierte den „Harzer Käse“ bis nach der Wende in Harsleben.
Stiege im Harz: das sind unvergessene Feste, wie die Fastnacht, die Walpurgisnacht, das Seefest, das Schützenfest, das Drachenfest, Sportfeste, Eisparty und vieles mehr.
Touristinformation Stiege
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